Posts by Hina_Sakamoto

    Es war in der Tat ein langer, langer Weg... diese Geschichte hat mich viele Jahre lang begleitet... durch Höhen und Tiefen. Und ich bedanke mich bei allen Lesern, die mir bis zum Ende treu geblieben sind. Natürlich gilt auch mein Dank den Lesern, die erst mitten drin eingestiegen sind, weil sie die Geschichte dann erst entdeckt hatten.

    Ich hoffe inständig ihr hattet genauso viel Spaß mit den Charakteren mitzufiebern, wie ich es hatte diese Geschichte zu schreiben.

    Ich kann gar nicht das alles in Worte fassen, was mir gerade durch den Kopf geht... - daher bleibe ich einfach bei diesen simplen Worten.


    Vielen Dank für eure Unterstützung und es freut mich, wenn ihr Spaß an der Geschichte hattet und sie dazu führte, dass ihr vom Alltagsstress abschalten konntet. :)


    euer Hina_Sakamoto

    Der Geschäftsmann hatte ihm zusätzlich sämtliche notwendigen Lehrmaterialien (von Bücher bis hin zu Schreibunterlagen) bezahlt und er hatte es eingerichtet, dass er selbst - Li - nach den jeweiligen ‚Schuljahren‘ eine dazugehörige, nachgestellte - allerdings realistisch nachgestellte - Abschlussprüfung machte.

    Selbst die jeweiligen Prüfer für die real nachgestellte Prüfung, waren tatsächlich echte Prüfer - Leute, die im normalen Leben die Prüfungen abnahmen. Auch wenn diese Prüfungen nie irgendwo offiziell auftauchen würden, so waren sie so nah an der Realität, dass man sie durchaus ‚reale Prüfungen‘ nennen konnte.

    Li war bei diesen Prüfungen unter Realbedingungen geprüft worden und er hätte auch durchfallen können. - Mit Stolz konnte er für sich selbst nun behaupten, dass er sämtliche Prüfungen bestanden hatte und nun über einen Abiturabschluss verfügte. Real mit Papieren - dank Julius und dem offiziell existierenden Lebenslauf - und auch für sich - mit dem dafür benötigten Wissensstand.

    Und als i-Tüpfelchen konnte er von sich sagen, dass er sämtliche Abschlüsse in nur 3 Jahren nachgeholt hatte. Die offizielle Zeitspanne - wollte man seine Abschlüsse bei der Ginkakoulu oder einer ähnlichen Einrichtung nachholen - betrug 5 Jahre. Er hingegen hatte die Zeit um ganze 2 Jahre kürzen können.

    Zum Teil lag es an der Tatsache, dass er Privatlehrer gehabt hatte… aber hätte er nicht wirklich jeden Tag 8-10 Stunden gelernt und wäre er (zum Glück) nicht so intelligent, wie er es war, dann hätte er es auch mit Privatlehrern nicht in 3 Jahren geschafft.

    Von daher konnte er zurecht Stolz auf sich und seiner erbrachten Leistung sein.

    Und nun stand er endlich hier… auf dem Campus der Universität, wo nun sein neuer Lebensabschnitt beginnen würde.

    Er konnte einfach nicht aufhören glücklich vor sich her zu lächeln, während er das Gebäude betrachtete… den großen Platz, wo hier und da Sitzgelegenheiten unter Bäume waren, wo die Studenten sich zusammen setzen konnten zum ‚abhängen‘ oder auch zum gemeinsamen Lernen… oder auch einfach nur um die Sonne zu genießen.

    Der gesamte Campus… er sog alles in sich auf. Die Leute… die Atmosphäre… alles.

    Während er sich umsah, wanderten seine Gedanken abermals zu von vor drei Jahren. Damals war Saiy zur neuen Heldin Nostales geworden. Die Nachricht von Lorcans Niederlage hatte sich in Windeseile verbreitet - mitsamt der Information, dass keine geringere als Saiy Sakamoto den Tyrann besiegt hatte.

    Der Kampf bzw. ihr Sieg schien ebenfalls etwas in Saiy verändert - oder vielmehr geheilt - zu haben, denn es dauerte nicht lange, da fing sie an nicht mehr vollständig schwarz zu tragen. Sie trug immer noch überwiegend dunkel gehaltene Kleidung, aber es handelte sich bei der Kleidung um ein Dunkelgrün oder Dunkelblau etc. …es war farbenfroher und nicht mehr vollständig schwarz. Und das - DAS - war definitiv ein Anfang.

    Nun… nach drei Jahren, konnte man sie mit ihren natürlich-braunen - nicht schwarzgefärbten - Haaren und ab und zu einer hellblauen Jeans oder einem grasgrünen T-Shirt etc. sehen.

    Li lächelte glücklich, als er an die positive Veränderung, die seine Tochter in den drei Jahren gemacht hatte, dachte. Auch ihre Wunden würden mit noch etwas Zeit vollständig geheilt sein.


    Nun gut… genug in Nostalgie geschwelgt. Es war Zeit, dass er zu seiner Vorlesung kam - es machte keinen guten Eindruck, wenn er als Erstsemester gleich am ersten Tag zu spät kam.

    Er rückte seinen Rucksack, den er über eine seiner Schultern trug, zurecht und ging Richtung Gebäudeeingang.

    Während er über den großen Campusplatz mit seinen vielen Studenten lief, fielen ihm die vielen weibliche Studenten auf - und unwillkürlich wurde er abermals in seinen Gedanken zeitlich zurück katapultiert.

    Nach Saiys Sieg über Lorcan, hatte Julius sie alle groß zum Essen in einem Nobelrestaurant eingeladen, um ihren gemeinsamen Sieg über Lorcan zu feiern. Anschließend waren er und Saiy zurück zu seinem Hotelzimmer gegangen und hatten die Nacht dort verbracht, nur um am nächsten Tag zum Geheimpfad zu reisen und Aiko, wie auch ihrem Lebenspartner Elias von dem Kampf und dem Sieg zu erzählen.

    Die Begegnung mit Aiko… sie war ganz anders abgelaufen, als er erwartet hatte. Die vielen Wochen und Monate, die er Aiko nicht gesehen hatte - nachdem Aiko ihn aus dem Haus gejagt hatte - …in dieser Zeit war Aiko, ohne dass es ihm selbst bewusst gewesen war, in seinen Gedanken zu einer übermächtigen, riesigen ‚Gefahr‘ herangewachsen… zu einem übermächtigen, riesigen ‚Monster‘. Einem Gegner, dem er einfach nicht gewachsen war - und nie sein würde - einfach, weil der Gegner so überwältigend groß/mächtig war.

    Als er dann auf einmal wieder vor Aiko stand… - mit den zig Wochen… den Monaten in denen er sie nicht gesehen hatte - …war er einfach nur innerlich überrascht und… es war ernüchternd.

    Vor ihm stand eine kleine Frau (…war sie immer schon so klein gewesen?), die ihm selbst gerade bis zu seinem Solarplexus ging. Sie wirkte zwar lebensfroh, doch waren die Spuren der Zeit und der Kämpfe, die sie in jungen Jahren bestritten hatte, in ihrem faltigen Gesicht geschrieben.

    …geschrieben in den knitterigen Handrücken… in der erschlafften und nicht mehr so elastischen Haut an ihrem Hals… in den müde wirkenden Augen…

    Aiko… Aiko wirkte alt.

    Das Monster, von dem er dachte ihm zu begegnen, war nicht da. Stattdessen fand er nur eine alte, kleine Frau in ihren 54 Jahren vor, die das Leben eindeutig gekennzeichnet hatte.

    Es war ernüchternd - diese Erkenntnis.

    Wovor nochmal hatte er sich so gefürchtet? Wieso war Aiko in seinen Gedanken zu einem übermächtigen Riesen herangewachsen? …wenn vor ihm doch nichts weiteres stand, als eine 54 jährige Frau, die viel in ihrem Leben hatte mitmachen müssen.

    Und im nächsten Moment musste er über sich und seiner übertriebenen Angst schmunzeln, als ihm bewusst wurde, dass die Angst vollständig verschwunden war. Im Gegenteil, jetzt wo er es gedacht hatte, fiel ihm erst bewusst auf, wie lächerlich es gewesen war Aiko in seinem Kopf zu einem wahrlich furchteinflößenden Riesen zu machen. Er hatte sich damit nur selbst geschadet. Hätte er gleich mit Abstand und nüchterner Rationalität die Situation betrachtet… - abermals musste er über seine übertriebene, damalige Reaktion schmunzeln.

    Nun ja… auch das war nun endlich vorbei und lag hinter ihm.

    Und vielleicht… vielleicht würde er ja nun, wo er mit Aiko und seinem alten Leben abgeschlossen hatte, auch wen Neues finden.

    Abermals ließ Li seinen Blick schweifen und er sog die Atmosphäre und das Bild vor sich auf. Und wieder konnte er nicht umhin als glücklich zu lächeln. Ohhh jaaa… jetzt würde sein neues Leben - das von Li Ferres, dem Golem, beginnen.

    Er setzt sich wieder in Bewegung und erreichte die Treppenstufen, die zum Eingang des Gebäudes führten. Gerade, als er die ersten Stufen erklommen hatte, hörte er ein lautes Poltern hinter sich.

    Er drehte sich um und sah eine rothaarige Frau, die sich auf den Stufen hingekniet hatte, um ihre Sachen einzusammeln.

    Der Blonde ging die wenigen Schritte zurück zu ihr und kniete sich ebenfalls nieder. „Warte, ich helfe dir“, lächelte er.

    „Oh, danke! Der Reißverschluss meines Rucksacks ist wohl aufgegangen, ohne dass ich es bemerkt habe und da sind mir meine ganzen Sachen rausgefallen…“, erklärte sie, ohne den Kopf zu heben, zu sehr damit beschäftigt ihre Bücher, Trinkflasche etc. aufzuklauben.

    Li griff sich zwei einzelne Stifte, die in seiner Nähe gelandet waren und reichte sie ihr. „Hier.“

    Sie nahm diese entgegen, „Danke“, und sah endlich auf. Zu Lis Überraschung war sie nicht - wie die anderen Studenten - in ihren Zwanzigern, sondern sie war eindeutig bereits Ende dreißig / Anfang vierzig.

    „Ich bin Viola“, reichte sie ihm die Hand (er schüttelte diese), strich sich dann in einer verlegenen Geste ein paar Haarsträhnen hinter ihr Ohr, „ich weiß… man sieht nicht oft jemanden in meinem Alter an der Uni. Nein, ich bin keine Dozentin“, grinste sie gut gelaunt, „ich bin tatsächlich Studentin. Ich hab meinen Job an den Nagel gehängt und beschlossen nochmal zu studieren.“

    Wow… das… also, dass ER mit seinen 58 Jahren studierte… war - bedachte man seine Umstände - eine Sache. Aber, dass eine normale Frau - eine Frau, die normal alterte und kein Golem war… dass eine solche Frau, nochmal studieren ging… wow.

    „Ich bin Li“, antwortete er ihr lächelnd, „wow… also ehrlich gesagt find ich das echt bewundernswert, dass du den Mut hattest einfach so deinen Job aufzugeben und nochmal was Neues zu starten.“

    Die verstreuten Sachen waren mittlerweile aufgesammelt und beide erhoben sich aus ihrer Hocke.

    „Und… unter uns…“, schaute er sie gespielt verschwörerisch an, „ich bin auch älter, als ich aussehe… Mitte zwanzig bin ich jedenfalls nicht mehr.“

    „Oh?“, lachte sie, „na dann scheinen sich ja zwei gefunden zu haben.“

    Er stieg ins Lachen ein.

    „Sag mal, studierst du schon länger? Es ist jetzt gerade mein erstes Semester… kannst du mir sagen, wo ich meinen Vorlesungsraum finde?“

    Abermals lachte die Rothaarige, „kein Thema. Ich kann dich sogar hinbringen, mein Kurs fängt erst um 12.00 Uhr an, aber ich komm immer schon gegen 10.00 Uhr, um noch in Ruhe in der Cafeteria einen Latte Macchiatto zu trinken und mich auf den Kurs vorzubereiten.“

    Li stutzte. „Ach? Auch ein Latte-Fan?“

    Wieder ein Lachen. „Und wie! Sag nicht, du auch?“, grinste sie.

    Er nickte grinsend.

    Sie winkte mit dem Kopf in die Richtung der Eingangstüren. „Na komm, dann bring ich dich jetzt zu deinem Kurs. Und später können wir uns ja auf einen Latte treffen. Bei der Gelegenheit zeig ich dir dann die Uni und wo alles ist.“

    „Gerne“, nickte er lächelnd und folgte ihr.

    Ohhh ja… sein neues Leben konnte jetzt definitiv beginnen. Um genau zu sein, er konnte es kaum abwarten, während er sich angeregt mit der rothaarigen Viola unterhielt und mit ihr gemeinsam das Gebäude betrat.

    Einen Neuanfang hatte er schließlich mit dem Studiumsbeginn nun gemacht… und vielleicht würde sich auch in der Liebe etwas neues ergeben… vielleicht ja mit Viola.


    Part 6: Ende

    Epilog


    Er atmete die Luft tief, tief in seine Lungen ein und blies sie mit langem Atem, langsam wieder aus - den Moment sichtbar genießend.

    Endlich… endlich, nach drei langen Jahren, war er endlich am Ziel. Er stand endlich hier, an diesem Ort, vor dem Gebäude wo nun sein neuer Lebensabschnitt starten würde: Der Universität von Nosville.

    Noch einmal atmete er tief ein und aus. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem sanften, glücklichen Lächeln. Seine Augen… seine gesamten Gesichtszüge strahlten eine Wärme aus, wie wenn man mit allem vollständig zufrieden und glücklich war.

    Er dachte an vor drei Jahren zurück… an den langen Weg, den er in den vergangenen drei Jahren beschritten hatte… und ja, es WAR ein langer - und steiniger, um nicht zu sagen sehr, sehr anstrengender - Weg gewesen.

    Zwei bis drei Monate nach Saiys Kampf gegen Lorcan… und der Tatsache, dass er nun keine extremen Verpflichtungen mehr hatte… da er nun auf einmal wirklich Zeit für sich hatte, ohne ständige Sorgen oder andere Dinge im Hinterkopf zu haben… bemerkte er zum ersten Mal, wie SEHR es ihn eigentlich störte, dass Julius - dass andere - eine höhere Bildung besaßen, als er.

    Es musste dazu nicht einmal Julius genannt werden (auch wenn es ihm durch Julius das erste Mal wirklich aufgefallen war)… - es störte ihn allgemein, dass er eine so mangelnde Bildung besaß. Und er war es von sich selbst leid, dass er ständig diesen Punkt mit vorgeschobenen Gründen à la „Du hast heutzutage wirklich wichtigeres zu tun.“ oder „Was bringt es schon JETZT nochmal deinen Schulabschluss nachzumachen… dafür bist du wirklich zu alt… der Zug ist abgefahren… und das schon vor langer Zeit.“ zu rationalisieren, zu rechtfertigen und ihn in den hintersten Winkel seiner Gedanken zu verbannen.

    Er war es von sich selbst leid, ständig nur zu bereuen und im Stillen doch manches Mal zu denken „Was wäre wenn ich doch nur vor 10-15 Jahren… ach selbst vor nur 6 Jahren… es versucht hätte…“

    Er war das „Was wäre wenn…“ leid und er war es leid, es zu bereuen… zu wissen, dass - wäre er wortwörtlich auf seinem Sterbebett - dies ein Punkt war, wovon er deutlich sagen würde: „Ich bereue, dass ich meine mangelnde Bildung nie behoben habe - oder es auch nur versucht habe sie zu beheben.“

    Das war etwas, was er definitiv nicht wollte… etwas sogar auf dem Sterbebett zu bereuen, wenn er doch die Zeit und Gelegenheit hatte, um es zu ändern.

    Also hatte er seinen Freund Julius um Hilfe gebeten.

    Er hatte Julius gefragt, ob er ihm nicht verschwiegene Privatlehrer organisieren könne, die ihm das fehlende Wissen beibrächten. Verschwiegen deshalb, da ‚Li Ferres‘ schließlich bereits über sämtliche Schulabschlüsse verfügte und es daher zu Fragen käme, wenn ‚Li Ferres‘ auf einmal nochmal sämtlichen Unterrichtsstoff wiederholte - von Grundschule bis hin zu Abitur.

    Julius hatte ohne zu zögern - oder auch nur Bedingungen zu stellen - seine Hilfe zugesichert. Und der Geschäftsmann war sogar drei Schritte weiter gegangen, statt ihm nur verschwiegene Privatlehrer zu organisieren.


    Part 6, Teil 327: Ende

    Und gibst Du uns Bescheid, wenn Du Deine Geschichte beim Verlag Deines Vertrauens veröffentlicht hast?

    Ja, mach ich. :)



    Saiy lächelte siegessicher, während sie Wassermagiekugeln auf Lorcan abfeuerte, er bereits im nächsten Moment die Arme schützen hochgerissen hatte und sie trotzdem – oder gerade deswegen – weiter feuerte.

    Sie wusste sie würde siegen. Sie wusste es zu 100%tiger Genauigkeit. Es war das Gleiche... wie damals, als sie den Endkampf gegen ihren Vater hatte und sie einfach wusste, dass sie sich von ihm besiegen lassen musste. Auch jetzt konnte sie keinerlei rationale Begründung liefern, wieso sie so felsenfest von ihrem Sieg überzeugt war. Nicht nur Lorcan, auch sie selbst hatte einige Treffer einstecken müssen und auch war sie – ebenfalls wie Lorcan – mittlerweile mehr erschöpft, als sie sich nach Außen hin anmerken ließ.

    ...und dennoch!

    Dennoch war da dieses Wissen, dass sie Lorcan schlagen würde.

    In einem kleinen Teil ihrer Gedanken blitzte die Szene auf, wie sie zusammen mit ihrem Vater in Ancelloans Wille 3 stand und er ihr seinen für ihn typischen Erkennungsangriff beibrachte.

    Der viel größere Teil ihrer Gedanken war nach wie vor auf das Hier und Jetzt konzentriert.

    Die meisten ihrer Kugeln prallten von Lorcans Unterarmrüstung ab, doch einige wenige landete definitiv weitere Streifschüsse. Und das Gute war... so lange er mit blocken beschäftigt war, so lange konnte er nicht angreifen!

    Kaum hatte sie diesen Satz gedacht, weiteten sich ihre Augen, als Lorcan blitzschnell seinen Arm mit der Axt in der Hand hob. Keine Sekunde darauf musste sie ihren Beschuss abbrechen und hastig zur Seite hechten und entkam so knapp der Axt, die Lorcan – mit tödlicher Präzision und Schnelligkeit – geworfen hatte. Die Axt blieb – Klinge voran – im Boden stecken, genau da wo sie gerade selbst noch gestanden hatte.

    Zum Glück war sie geistesgegenwärtig gewesen und zur rechten Seite ausgewichen... sie drehte ihren Kopf, suchte mit den Augen hastig ihren Magierstab. Da! Da war er! ...Mist, immer noch zu weit entfernt!!

    Sie hörte Geräusche, drehte ihren Kopf zurück und musste mitansehen, wie Lorcan die Meter, die sie voneinander trennten, mit herausragender Schnelligkeit überbrückte. Er griff sich in Windeseile seine Streitaxt vom Boden und war nur einen Augenblick darauf abermals in ihrer Reichweite und hieb mit seiner Axt auf sie ein. Bereits als der erste Hieb herabsauste, sprintete Saiy los – in die Richtung in der ihr Stab lag.

    Sie konnte hinter sich hören, wie Lorcan kurz fluchte und ihr nachrannte. Sie hörte, wie er zu ihr aufschloss – und wusste, dass er dennoch zu spät sein würde.

    Im nächsten Moment hatte sie ihren Stab gegriffen, sich herum gedreht... - in genau dem Augenblick, in dem Lorcan seinen Axtarm abermals hob - …und sie zauberte.

    ...keine Sekunde darauf traf ihre Eislanze Lorcan, seine Augen weiteten sich in purem Schock, die Kraft in seiner Hand ließ nach, dass sich seine Finger öffneten und die Axt harmlos hinter seinem Rücken zu Boden fiel.

    Mit starren, vor Schock geweiteten Augen, schaute er sie an... die Sekunden schienen sich zu Minuten auszuweiten, während er sie einfach nur anstarrte... dann sackte er in die Knie, sein Blick immer noch an ihrem Gesicht haftend.

    „Es ist vorbei“, sprach sie mit ruhiger, fester Stimme.

    „Aber... das...“, brachte er mühsam über seine Lippen, das Blut seiner Wunde, sickerte in seine Kleidung und färbte sie an seinem Brustkorb deutlich rot.

    Er fiel über und blieb reglos im Gras liegen.


    Saiy sah von dem Besiegten auf, hoch zum Kliff, wo sie wusste, dass Ferres und ihr Vater standen.

    Stolz.. und eine Art von Erleichterung überkam sie. Sie spürte auf einmal, wie ein Gewicht, was sie belastet hatte von ihr abgefallen war.

    „Es ist vorbei“, wiederholte sie noch einmal, ein glückliches, erleichtertes, zufriedenes Lächeln auf den Lippen, während sie hoch zum Kliff sah.


    Part 6, Teil 326: Ende


    Nein, Saiy hat ihn nicht umgebracht. Er ist noch am Leben, nur bewusstlos. Allerdings dürfte er bei einer solchen Wunde definitiv einen Healer benötigen, wenn er nicht doch noch drauf gehen will.

    Und ja... es kommt hiernach selbstverständlich noch ein Post. Der Kampf mag vorbei sein, die Story noch nicht. ;)

    Warum machst du nicht ein Buch draus xD


    1. Wenn man bereits eine Geschichte / Roman irgendwo im Netz veröffentlicht hat, darf man es nicht mehr als echten Roman veröffentlichen. (Logisch.. der Verlag will ja was am Buch / E-Book verdienen... wenn die Story frei zugänglich ist, verdient der Verlag nichts. ...und ja, so ist es auch bei Amazon etc. wenn man es im so genannten "Eigenverlag" online stellt. Das steht in deren Vertragsbedinungen drin.)


    2. Müsste ich ohnehin erst VIELE Dinge umschreiben und bearbeiten, da ich in dieser Geschichte viel zu viele Nostale-Referenzen drin habe.


    3. Hat sich mein Schreibstil im Laufe der Zeit deutlich geändert (was vielen meiner Leser bereits aufgefallen ist ;) ) und schon aus diesem Grund müsste ich gut die Hälfte (wenn nicht sogar dreiviertel) dieser Geschichte "neu" schreiben, damit sie zum aktuellen Schreibstil passt. - Da kann ich die Arbeit auch direkt in eine neue Geschichte stecken und diese dann bei amazon als E-Book veröffentlichen. Vom Aufwand, der Arbeit und Mühe etc. - wäre es dasselbe, wie wenn ich erst hier alles umschreiben müsste.

    Lorcan hieb noch immer auf das Eis Nahe seiner Füße ein – er hatte es fasst geschafft sich zu befreien. Im nächsten Moment riss er die Arme schützend vor sein Gesicht, als Saiys Schneesturm losbrach, ihn in Eiseskälte hüllte und die Flocken seine Sicht nahmen.

    Saiy hatte ein flirtendes Lächeln auf den Lippen und Erfolg – Lorcan abermals erfolgreich Schaden zugefügt zu haben – in ihren Augen. Nicht mehr viel fehlte und sie hätte diesen Bastard besiegt!

    Er – genau wie sie selbst – war bereits außer Atem und er hatte, ebenso wie sie, bereits mehrere leichte Schrammen und Kratzer, die von ihrem bisherigen Kampf zeugten.

    Allerdings wusste sie, dass SIE noch Kraftreserven in der Hinterhand hatte... Lorcan hingegen schien diese Reserven nicht zu haben. Definitiv! Viel fehlte nicht mehr.

    Kaum war ihr Schneesturm abgeklungen, schoss Lorcan – Axt gehoben – auf sie zu. Ihre Augen weiteten sich in Schock.

    WAS?!

    Wie...?! Wie hatte er sich so schnell befreien können?!

    Und bereits im nächsten Moment begriff sie: Noch während ihr Sturm anfing abzuklingen, hatte Lorcan die schlechten Sichtverhältnisse, die der Sturm verursachte genutzt, um unbemerkt weiter auf das Eis an seinen Füßen einzuhacken.

    Sie hatte gerade nur noch Zeit genug, um hastig einen Eisschild zu errichten – doch so hastig der Eisschild auch errichtet worden war... sie WAR ihres Vaters Tochter und der Schild hielt der Wucht Lorcans stand.

    Blitzschnell entfachte sie eine Flutwelle, die Lorcan zurückstieß. Anschließend ließ sie einen Mini-Taifun auf ihn los. Doch kaum hatte sie ihren Zauber zur Erstellung des Taifuns beendet und der Taifun brach los, war Lorcan schon mit schnellen Schritten zur Seite ausgewichen und nur einen Augenblick später war der Schwertkämpfer abermals direkt vor ihr.

    Noch im Begriff den Zauber losbrechen zu lassen, konnte sie diesmal nicht schnell genug auf Lorcan reagieren. Aus reinem Reflex riss sie ihren Magierstab in dem Moment abwehrend nach oben, als Lorcans Axt herabsauste.

    Die Wucht hinter dem Angriff war gewaltig, wie eh und je... es prellte ihr den Zauberstab aus den Händen.

    „Mist!“, fluchte sie gedanklich, „selbst meine Arme tun nach diesem Schlag weh!“

    Sie sah wie Lorcan mit siegessicherem Grinsen seine Axt abermals zum Schlag hob und sie wich hastig zwei Schritte zurück, um knapp seiner Waffe zu entkommen. Einen leichten Schnitt am Schlüsselbein bekam sie dennoch ab.

    Hieb nach Hieb sauste auf sie herunter... ihr blieb nicht einmal Zeit, um einen klaren Gedanken zu fassen. Einzig und allein konnte sie nur körperlich jedem Angriff aus reinem Reflex heraus, gerade so, haarscharf ausweichen.

    Schließlich hörte die Angriffswelle auf und Saiy wich schnell mehrere Schritte zurück, um Abstand zwischen sich und ihm zu erschaffen. Beide Kontrahenten atmeten schwer, beide waren nassgeschwitzt...

    ...definitiv... sie beide kamen langsam an ihre Grenzen. Lorcan wusste es... - und Saiy wusste es auch.

    „Du... hah... hah...“, atmete Lorcan schwer, versuchte sich dabei aber seine WAHRE Erschöpfung möglichst nicht anmerken zu lassen, „...scheinst langsam... hah... Müde zu werden.“

    Er machte eine kurze Verschnaufpause und sein Atem beruhigte sich ausreichend, dass er nicht mehr ganz so abgehackt klang.

    „Deine Reaktionszeit lässt nach!“, nickte er bezeichnend zur Schnittverletzung am Schlüsselbein, die er Saiy Sakamoto zugefügt hatte.

    Wäre er nicht so außer Atem, hätte er laut losgelacht. So einen guten Kampf hatte ihm noch keiner geboten. Selbst Sakamotos Golem war nicht SO gut gewesen, wie diese Frau vor ihm. Ohhh keine Frage, der Golem hatte ihm einen wahrlich herausragenden Kampf geliefert... einen so guten Kampf, dass er damals durchaus hätte verlieren können – hätte der Golem ernsthaft und nicht so zögerlich gekämpft.

    Aber diese Frau... diese Frau war einmalig. Er hatte bisher noch keinen Gegner gehabt, der in einem Solo-Kampf so lange mit ihm hatte mithalten können, wie sie es getan hatte. Sie kämpften bereits seit fast einer ganzen Stunde und sie stand immer noch.

    Doch... doch konnte er deutlich sehen, dass auch sie langsam außer Atem war und ihre Kraftreserven nachließen. Obendrein hatte er ihr ihren Zauberstab aus der Hand geprellt, welcher nun mehrere Meter entfernt zu ihrer Rechten im Gras lag.

    Gedanklich verfiel er in Gelächter. Äußerlich zeigte sich ein siegessicheres Grinsen auf seinem Gesicht. Definitiv...! So gut der Kampf auch gewesen war und so beeindruckt sie als Kämpferin auch sein mochte, dass sie mit ihm so lange hatte mithalten können... - doch es gab nun mal KEINEN besseren, als IHN – Lorcan Pannonia! ER war die unangefochtene Nr. 1 in ganz Nostale!!!

    Saiy lächelte kokett und zog eine elegante Augenbraue hoch. „Ach? ICH scheine nachzulassen? Das sagt der Richtige. Schau dich mal an. So wie du blutest... wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen vor mir steht kein Mensch, sondern ein abgestochenes Schwein.“

    Lorcan knirschte wütend mit den Zähnen. Diese...! Wie konnte sie es wagen ihn mit einem Schwein zu vergleichen!!

    Es stimmte zwar, dass er zahllose, blutende Wunden hatte, die seine Kleidung rot färbten... sein gesamter Körper war von feinen Schnittverletzungen übersät... Arme, Beine... Brust, Rücken... Hals... selbst sein verdammtes linkes Ohr hatte sie erwischt und ihm einen Teil davon abgetrennt, so dass ihm auch dort das Blut den Hals entlang floss! ...aber diese Tatsache machte ihn nur NOCH wütender über ihre Worte!!

    Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse der Wut.

    Diese...! Diese...! Diese... Hexe!!!

    „Ohhh... spuck ruhig Töne“, antwortete er mit beißender Wut in der Stimme, „nur vergisst du dabei eine Kleinigkeit: Dein Magierstab liegt zig Meter neben dir! Du bist wehrlos!! Noch eine Attacke von mir und es ist für dich vorbei! Du wirst nie schnell genug zu deinem Magierstab gelangen, vorher habe ich dich mit meiner Streitaxt bereits niedergestreckt!“

    Saiys Gesicht versteifte sich. Sie schielte zu ihrem Magierstab, der weit entfernt neben ihr lag.

    Es stimmte. Sie käme nie schnell genug an ihren Stab, bevor Lorcan nicht schon vorgeprescht wäre und sie mit seiner Axt attackiert hätte.

    Lorcan bemerkte ihre Reaktion und er fing wieder an siegessicher zu grinsen – bis Saiy abermals charmant lächelte. In ihren Augen war keinerlei Angst oder Unsicherheit... - im Gegenteil, reiner Siegeswille und eine stille Zuversicht... eine 100%tige Gewissheit, dass sie siegen würde, war in ihren Augen lesbar.

    „Nun... du hast recht“, schloss sie lächelnd ihre Augen, öffnete sie wieder, „ich käme wohl wirklich nicht schnell genug an meine Waffe.“

    Lorcan beschlich ein ungutes Gefühl. Was...? Wieso... wieso war sie so gelassen?!

    „Wenn ich an meine Waffe nicht komme...“, fuhr sie fort, „...dann heißt es wohl kreativ zu werden.“

    Lächelnd, mit Siegessicherheit in den Augen, hob sie ihre Arme.

    Lorcans ungutes Gefühl verstärkte sich.

    Ihre Hände ahmten die Form von Pistolen nach, ihre Zeigefinger ausgestreckt.

    Das... diese Form... diese Haltung... er... er hatte das schon mal gesehen... aber... das... das konnte doch nicht...

    Ein Gefühl, als ob auf einmal ein schwerer Stein in seinem Magen war, breitete sich in Lorcan aus.

    Und im nächsten Moment weiteten sich seine Augen in purem Schock und Staunen.

    „Shit!“

    Er riss seine Arme reflexartig schützend hoch, als die Kugelsalve aus Wassermagie losbrach.


    Part 6, Teil 325: Ende

    Mit Händen in den Hosentaschen seiner Anzughose stand er gelassen da und schmunzelte vor sich her. Ein Hauch von amüsiertem Glitzern, wie es für Julius üblich war, in seinen Augen sichtbar.

    Doch diesmal... diesmal konnte Hina nicht umhin das Gefühl zu bekommen, als ob das Schmunzeln fake war. Es schien eine fein konstruierte Maske zu sein – extra für ihn, Hina, aufgesetzt – aber letzten Endes doch nichts weiteres als eine Maske.

    „Meinst du ernsthaft, dass ich das nur aus der Güte meines Herzens, tue? Ich bin Geschäftsmann Li, selbstverständlich verfolge ich damit ein Ziel, wenn ich dir diese Hände und Füße gebe. Und mein Ziel ist nach wie vor klar: Ich will Lorcan aus dem Weg geräumt haben. Mit deinen echten Händen und Füßen wirst du es leichter haben gegen ihn zu gewinnen. Es wird dir einen Vorteil beim erreichen des Ziels geben.“

    Mit diesen Worten drehte sich Ferres um und ging Richtung Tür.

    Der blonde Halbgolem schielte ihm kurz über die Schulter nach, sah dann wieder auf die Körperteile vor sich als er vorsichtig antwortete:

    „Dir geht es also tatsächlich nur um das Erreichen deines Ziels? Was ist wenn Lorcan geschlagen wurde? Willst du die Körperteile dann wieder haben? Oder... angenommen ich wäre es nicht der Lorcan schlägt, sondern Lorcan wird durch irgendwelche anderen Umstände permanent kampfunfähig gemacht... also besiegt?“

    Der Geschäftsmann hatte bereits den Türgriff gegriffen, aber blieb noch vor der geschlossenen Tür stehen.

    „Du erhältst die Körperteile und sorgst dafür, dass Lorcan besiegt wird – egal wie. Das ist der Deal. Und da die Körperteile bereits in deinem Besitz sind, ist der Deal gültig. ...und ich bin kein Mann der einen Rückzieher bei Deals macht“, er drückte die Türklinke nach unten und öffnete die Tür einen kleinen Spalt, „die Körperteile gehören bereits dir – mach mit ihnen was du willst.“

    Damit verschwand er aus der Tür raus ohne auch nur zurückzusehen.

    Als sich die Tür mit einem leisen „Klick“ schloss, sah der Blonde noch einige Augenblicke auf die Hände und Füße vor sich. Ferres' Worte liefen Revue in seinem Kopf. Nicht nur die Wortwahl, sondern auch der Tonfall... die Ausstrahlung, die Ferres in jenem Moment gehabt hatte... alles.

    ...und der Blonde fing an schallend zu lachen.

    Ferres... - Julius - … war wirklich... wirklich einmalig.

    Julius hatte seine verwirrte Reaktion bzgl. einer mangelnden Gegenleistung bemerkt und hatte beschlossen ihm einen Grund zu liefern, damit er das Geschenk ohne Sorge annehmen konnte.

    Der angebliche nun entstandene „Deal“ war nichts anderes als eine Farce gewesen.

    Ja... in der Tat... Julius' Ehefrau hatte mit ihren Worten recht gehabt. Julius war der Typ von Charakter, der stets nach außen hin einen kalten, kalkulierenden und logischen Grund vorgaukelte... aber in Wahrheit eine viel selbstlosere Seite hatte, als er vorgab zu haben.

    Sein Lachen beruhigte sich und mit einem warmen Blick schwenkte er seine Augen von den Körperteilen hin zur Zimmertür hinter der Julius verschwunden war.

    In der Tat... er konnte jetzt endlich verstehen, warum sich Jeanne in diesen Geschäftsmann verliebt hatte.



    Ein lautes immer wieder kehrendes Klirren, riss ihn aus seinen Gedanken und er zuckte kurz zusammen bei dem hellen Ton, sah wieder nach unten zum Kampfgeschehen.

    Lorcan war gerade dabei wie ein Besessener mit seiner Streitaxt auf die Eiskette einzuhacken, die seine Füße und Unterschenkel in einer dicken Schicht Eis einschloss, dass er an Ort und Stelle feststeckte.

    Ah, das war also das helle, klirrende Geräusch gewesen. Saiy machte sich derweil bereit einen Eissturm zu entfachen... was der Grund gewesen war, warum sie Lorcan zuerst an einer Position festnagelte. Der Eissturm erforderte etwas mehr Zeit, je mächtiger man ihn auslösen wollte. Durch das Festfrieren von Lorcans Füßen hatte sie sich diese Zeit verschafft.

    „Und?“, hörte er neben sich Ferres.

    Er sah zu ihm hin, doch der andere Mann blickte nicht ihn an oder auf den Kampf zu ihren Füßen, sondern direkt zu seiner rechten Hand.

    „Wie fühlt es sich an wieder deine echten Hände und Füße zu haben, statt nur Prothesen?“, sprach er auf die Letzte Aussage an, die der Halbgolem gerade gemacht hatte.

    Der Blonde hob den Arm an und ballte die Hand immer wieder zur Faust, als ob er die Beweglichkeit der Hand austesten wollte. „...sehr gut. Wirklich, sehr, sehr gut.“

    „Hmm... gut zu hören.“

    „Hey...“, fuhr er fort, sah von seiner Hand auf und in Ferres' Gesicht, „ich bin dir noch ein 'Danke' schuldig. Für die hier“, bewegte er demonstrativ seine Hand.

    Ein Schultern zucken. „Nicht der Rede wert.“

    „Ah!“, fiel dem Halbgolem ein, „da ist noch etwas. Nun... ich...“, er rieb sich den Nacken, „ich bin dir noch eine Entschuldigung schuldig... dafür, dass ich dich geschlagen habe.“

    Er sah mit ernsten Augen Ferres direkt ins Gesicht. „Es tut mir Leid.“

    Die Augen des Geschäftsmann weiteten sich kurz – mit diesem Thema hatte er offenbar nicht gerechnet - , dann legte sich wieder, wie für ihn typisch, ein amüsiertes Schmunzeln auf seine Lippen, „im Gegenteil... ich bin dir wohl eher eine Entschuldigung fällig, dafür, dass ich dir den Talisman angelegt habe.“

    Das 'und für andere Dinge' blieb still ausgesprochen.

    „Also:“, fuhr Ferres fort, „entschuldige... - Hina.“

    Ein Lächeln legte sich auf das Gesicht des Blonden und er reichte dem Schwarzhaarigen die Hand. „Entschuldigung angenommen. Und... nenn mich Li, - Julius.“

    Der andere Mann griff die ihm gereichte Hand. „Selbstverständlich, - Li.“


    Part 6, Teil 324: Ende

    Freut mich die Likes von euch bekommen zu haben ~Citty~ und kovalsky:)



    Hm? Also DAS machte den Blonden dann doch neugierig. Was konnte es sein, dass FERRES, der Mann, der seine Finger subtil in jedem wichtigen Bereich (ob Politik, Wirtschaft oder Soziales) hatte und obendrein ein Informationsnetzwerk besaß, was mit denen der Regierung mithalten konnte, Schwierigkeiten hatte an diese Dinge dran zu kommen?

    Der Geschäftsmann bemerkte natürlich sofort sein Interesse und schmunzelte amüsiert, zog dabei leicht spöttisch seine Augenbraue hoch. Es war als wollte er sagen, „Ach? Jetzt hab ich also doch dein Interesse geweckt?“

    „Also? Was ist es?“, hakte Hina bewusst nach. Ihm war klar, dass Ferres nicht eher von sich aus mit der Sprache rausrücken würde. Er WOLLTE, dass Hina nachfragte – es war Ferres' subtile Art ihn noch ein bisschen weiter aufziehen zu können.

    Hina war es egal.

    Alles was für FERRES schwierig war dran zu kommen, KONNTE nur von Interesse für ihn sein… und demnach sehr, sehr kostbar und wertvoll für den bevorstehenden Kampf. Von daher war ihm sein eigenes Ego in diesem Moment egal - sollte Ferres sich dadurch doch noch etwas weiter über ihn lustig machen und ihn aufziehen, so lange der Schwarzhaarige nur mit der Sprache rausrückte.

    Halb erwartete Hina, dass Ferres sich weiter zieren würde und er den anderen Mann noch etwas länger mit Nachhaken und Fragen löchern müsste, bevor dieser endlich bereit wäre ihm zu antworten.

    Zu seiner Überraschung passierte das nicht. Statt dessen griff Ferres in seine Gürteltasche und nahm ein etwas größeres Paket heraus. Das Paket war ca. doppelt so groß wie ein Schuhkarton und definitiv mehr als doppelt so hoch.

    Huh... also doch keine Schmuckkette oder Talisman...“, dachte Hina in seiner ersten Überraschung.

    Das Zweite, was ihm auffiel, als er das Paket in die Hände nahm, war das Gewicht. Es hatte eindeutig Gewicht, doch war es nicht SO schwer, wie er es bei einem Paket dieser Größe erwartet hatte.

    Das Dritte war die Gewichtsverteilung. Das Gewicht schien ebenmäßig auf die vier Eckbereiche des Pakets verteilt zu sein, wo hingegen in der Mitte kaum bis gar kein Gewicht zu sein schien. Huh... das machte Hina nur noch neugieriger.

    Er stellte das Paket auf den Tisch ab und öffnete es.

    …!

    Ein gekeuchtes Einatmen entkam ihm, als er die vier Einmachgläser – durch eine kreuzförmige Trennwand in der Mitte des Pakets fein säuberlich von einander getrennt – im Paket sah.

    „Das...! Wie bist du da dran gekommen...?“, entkam es gehaucht seinen Lippen. Mechanisch – völlig neben sich stehend – drehte er langsam seinen Kopf zu Ferres, um diesen anzusehen ohne ihn wirklich zu sehen. Vor seinem geistigen Auge schwirrte noch immer das Bild der vier Gläser im Karton.

    Das...!

    ...wie hatte Ferres nur...?

    War es tatsächlich ECHT?

    Natürlich war es echt! Selbst Ferres würde nicht einen so makabren Scherz treiben!

    ...aber... aber dann... wie?

    Wie war Ferres nur da dran gekommen...?

    Es... das...

    Es glich einem Wunder.

    Es glich wahrlich einem echten Wunder.

    Im Karton – spezifisch in den vier Einmachgläsern – waren seine abgetrennten Hände und Füße in einer Formaldehyd-ähnlichen Flüssigkeit.

    „Ich hoffe du kannst sie wieder an deinen Körper befestigen“, kommentierte der Geschäftsmann milde.

    Immer noch mechanisch... Ferres' Stimme nur im Hintergrund hörend... nahm er die Gläser einzeln aus der Box, stellte sie auf den Tisch, öffnete das Glas mit seiner rechten Hand darin und nahm diese aus der Flüssigkeit. Sie tropfte von der alchemistischen Flüssigkeit in der sie eingelegt gewesen war. Immer noch mehr mechanisch, als wirklich bewusst, wand Hina schnell einen Wasserzauber und anschließend einen Windzauber an, um die Flüssigkeit abzuwaschen und die Hand zu trocknen.

    So verfuhr er mit den anderen Körperteilen ebenso, bis er sie schließlich alle fein säuberlich auf dem Tisch aufgereiht vor sich liegen hatte.

    Endlich hatte sich Hina gefasst.

    „Wie bist du nur da dran gekommen?“, drehte er seinen Kopf zu Ferres... nein, zu Julius, um.

    Dieser war mittlerweile aufgestanden und stand neben ihm. Der Schwarzhaarige zuckte nichts sagend mit den Schultern und antwortete,

    „Zugegeben, es war nicht ganz einfach... wie ich bereits erwähnte, habe ich die Zeit, die du zum Leveln benutzt hast, darauf verwendet an die Körperteile zu kommen... aber ich erspare dir die langweiligen Details. Um es kurz zu machen: Ich habe die Teile von Lorcan abgekauft. Für einen nicht ganz unerheblichen Betrag. Nein, selbstverständlich erwarte ich NICHT, dass du mir das Gold zurückzahlst. Auch brauchst du mich nicht in irgendeiner anderen Art und Weise entschädigen.“

    Was...? Der Geschäftsmann wollte keinerlei Entschädigung haben...?

    Er sah Julius direkt in die Augen und ja... es war dem Geschäftsmann tatsächlich ernst.

    „...du willst wirklich keinerlei Entschädigung dafür? Für die Unmenge an Gold, die du investiert haben musst? Auch nicht, dass ich dir einen Gefallen schuldig bin oder ähnliches...?“, fragte er sicherheitshalber nochmal nach. Er konnte es immer noch nicht ganz glauben, dass Julius Ferres – außergewöhnlicher Geschäftsmann, wie es sonst keinen anderen gab – KEINE Gegenleistung haben wollte.

    Ein schlichtes, stilles Kopfschütteln war seine Antwort.

    Wa...? Das...?

    Er konnte es immer noch nicht recht glauben, dass Julius ernsthaft all die Zeit, Mühen und Kosten auf sich genommen hatte, nur um schließlich an die ersehnten Körperteile zu kommen und sie schlussendlich einfach ZU VERSCHENKEN!

    Das... das war... das war NICHT der Geschäftsmann, den Hina kannte.

    Julius schien seine Reaktion zu bemerken, denn es legte sich ein amüsiertes Schmunzeln auf seine Lippen.


    Part 6, Teil 323: Ende

    Es klopfte an der Tür.

    Hina, welcher immer noch auf der Bettkante saß und über das Gespräch mit Saiy reflektierte, ab und an auch schon an ihren bevorstehenden Kampf mit dem Monster Lorcan, nachdachte... wurde aus seinen Gedanken gerissen.

    Huh? Wer konnte das bloß sein? Ein Zimmermädchen war unwahrscheinlich, dazu war die Uhrzeit falsch und auch hätte diese sich mit "Zimmerservice!" gemeldet. Saiy konnte es ebenso wenig sein, da diese gerade unten an der Bar des Hotels einen Cappuccino trank und ihre Gedanken für den bevorstehenden Kampf sammelte.

    Er stand auf und öffnete die Tür.

    "Ferres?!", weiteten sich seine Augen in purem Schock, "was...? Wieso...? Also DAMIT habe ich nun echt nicht gerechnet. Was machst du hier?"

    "Darf ich reinkommen?", fragte der Schwarzhaarige höflich, "ich denke kaum, wir sollten diese Unterhaltung mitten auf dem Flur eines Hotels führen."

    "Hm?!", stutzte Hina abermals kurz, immer noch etwas überrumpelt ausgerechnet Ferres am HEUTIGEN Tag vor der Tür stehen zu sehen, "ah! Ja, klar. Komm rein."

    Er machte ihm Platz, dass Ferres eintreten konnte. "Setz dich", bot er mehr automatisch, als aus ernst gemeinter Höflichkeit, Ferres den Stuhl im Raum an, während er zeitgleich die Hoteltür schloss.

    In der Zeit, in der Ferres sein Angebot annahm und sich auf dem Stuhl setzte, lehnte sich Hina mit dem Rücken gegen die Wand an, verschränkte die Arme über der Brust. Er war angespannt. Was wollte Ferres hier? Das war wirklich NICHT der richtige Zeitpunkt für einen Besuch zum Plaudern. Dafür war die mentale Vorbereitung auf den Kampf mit Lorcan zu wichtig - für seine Tochter und auch für ihn selbst. Denn auch er selbst musste sich mental drauf vorbereiten, denn schließlich... was würde passieren, falls seine Tochter doch unterläge? Falls es irgendeine Überraschung gab, die Lorcan doch den Sieg bescherte? Wie würde er Lorcan angreifen, um seine Tochter zu retten? Wie KONNTE er Lorcan angreifen, um seine Tochter zu retten? Welche Attacke? Welches Szenario war gegeben?

    Für all diese Dinge musste auch er selbst sich mental vorbereiten. Auch wenn er die Szenarien bereits Tage vor seinem Gespräch mit Saiy immer und immer wieder in seinem Kopf durchgespielt hatte... so war es wichtig, sie gerade am heutigen Tag noch einmal durchzugehen, um im Falle des Falles sofort reagieren zu können ohne in Schockstarre zu verfallen, weil es seine TOCHTER war, die womöglich kurz vorm Sterben stand.

    Da war Ferres' Besuch gerade wirklich NICHT hilfreich.

    Der Genannte schauten ihn mit hochgezogener Augenbraue, unbeeindruckt an. „Es scheint, als ob ich hier unerwünscht bin… um genau zu sein siehst du aus, als ob du mich am liebsten sofort rauswerfen möchtest.“

    Es SAH nicht nur so aus, es WAR auch so. Am liebsten hätte Hina ihn direkt wieder rausgeworfen… ach was… am besten er hätte die Tür direkt vor Ferres‘ Nase wieder zugeknallt! Dann hätte er jetzt keine lästige Ablenkung vor einem so wichtigen Kampf vor sich sitzen. Er war einfach zu perplex und überrumpelt gewesen und hatte ganz automatisch Ferres den Weg ins Hotelzimmer freigemacht. Urgh… was für ein dummer Fehler seinerseits.

    Statt auf die Beobachtung des Geschäftsmannes einzugehen, erwiderte Hina stoisch: „Was willst du? Das ist wahrlich kein guter Zeitpunkt für ein wenig plaudern. Ich muss mich auf den Kampf mental vorbereiten.“

    „Und der Kampf ist es, weswegen ich hier bin“, kam prompt die gelassene und gefasste Antwort.

    Hina stutze merkbar. Huh? Der Kampf?

    „Ich wollte dir Glück für den Kampf gegen Lorcan wünschen… und dir sagen, dass ich ihn mir aus sicherer Entfernung anschauen werde. Wir beide haben zu viel investiert, als dass ich NICHT interessiert wäre, wie der Kampf zwischen dir und ihm verläuft.“

    Die Augen des Blonden weiteten sich kaum merklich… ah, so war das also. Okay… das klang aus Ferres‘ Mund mehr als plausibel. Sollte er Ferres verraten, dass nicht ER gegen Lorcan kämpfen würde, sondern seine Toch-…?

    „…Geschenk mitgebracht.“

    Huh? Er wurde aus seinen Gedanken gerissen… was hatte Ferres da gerade gesagt? Er hatte kaum etwas mitgekriegt…

    Der Jüngere seufzte mit einem Gesichtsausdruck… der so aussah, als ob Ferres mit einer seiner Töchter redete und diese nicht zuhörte. Urgh… abermals fühlte sich Hina für einen kurzen Moment, mental jünger als Ferres… ganz egal wie alt sie in Wirklichkeit waren. Das kurze Aufflackern verflog jedoch zum Glück schnell.

    „Du hast scheinbar nichts mitgekriegt von dem was ich gerade gesagt habe“, kommentierte Ferres trocken, seufzte dann, „also gut… nochmal: Ich habe dir etwas mitgebracht, was dir im Kampf gegen Lorcan sehr nützlich sein dürfte… ein kleines Geschenk, wenn du so möchtest.“

    Ein überraschtes Blinzeln. „Ein Geschenk?“

    „Ja… und lass dir gesagt sein… es war alles andere als einfach DA-RAN zu kommen. Es hat mich mehr als nur ein paar Tage und Gold gekostet… die ganzen letzten Wochen, die du dein Level erhöht hast… habe ich mich darum gekümmert an die betreffenden Gegenstände zu kommen.“


    Part 6, Teil 322: Ende

    Da Nostale nur noch mehr komische Sachen machte und das Bild nicht mehr richtig anzeigte, hab ich mich dazu entschieden es zu deinstallieren und neu zu installieren.

    Ich geb mal Infos ob sich das Problem dadurch behebt.


    edit:

    Und nein... das Problem mit diesem Schattenkasten hab ich nach wie vor.


    edit 2:

    Huh... hat sich gelöst.

    Ich hab Spaßes halber mal auf Vollbild gewechselt und dann wieder minimiert... -> Schattenkasten ist weg.

    Huhu... mir ist was beim GF-Launcher aufgefallen.

    Wie ihr im Bild seht, habe ich so eine Art "extra Kasten" oder eine Art "Schatten" noch am Launcher dran hängen. Wenn ich den Launcher über den Bildschirm ziehe, bewegt sich der "Kasten" mit.


    Kriegt man den irgendwie weg?


    Schatten.jpg


    edit:

    Mit ist so eben aufgefallen, dass dieser Schatten auch existiert, wenn ich im Launcher unter "Einstellungen" gehe und das neue Fenster aufpoppt. Das Einstellungs-Fenster hat auch so einen Kasten dran hängen. UND ich kann mit Klick auf x (Kreuz oben rechts in der Ecke) nicht das Einstellungsfenster schließen.

    Hina schloss kurz die Augen, dachte an damals zurück. „Heh… aus meiner bescheidenen Perspektive… - da ich in deiner Armee diente und somit auch die andere Seite kennengelernt habe - muss ich sagen…. DU warst da doch eine bessere Herrscherin, als Lorcan ein Herrscher ist. Bei dir wenigstens… hatten diejenigen, die freiwillig die Seite gewechselt hatten und dir nun dienten… als Soldat, Handwerker oder Bauer… sie hatten keine Angst in deinem Reich. Ja, sie hatten Angst vor DIR - aber dir selbst als Person, weil…“, brach er ab… wollte er sie nicht weiter verletzten.

    „…weil sie genau wussten, was ihnen passieren würde, machten sie mich wütend“, beendete Saiy, in ruhiger, fast schon melancholischer, Stimme den Satz.

    Hina nickte bestätigend. „Aber sie hatte keine Angst in deinem Reich zu leben, so wie sie es hier bei Lorcan haben. Damals wussten die Leute… so lange sie sich an deine Spielregeln hielten, würde ihnen nichts passieren… im Gegenteil du würdest sie sogar beschützen, ihnen Arbeit, Schulen, Kindergärten etc. geben. Bei Lorcan jedoch… hat jeder in Wirklichkeit ANGST. Jeder versucht die Angst zu verdrängen… in den hintersten Winkel seines Herzens und seiner Gedanken zu verbannen… doch jeder einzelne in der Bevölkerung hat permanent Angst. Permanent. …auch wenn sie versuchen ihre Angst zu ignorieren und mit ihren Leben so normal, wie möglich, weiter zu machen.“

    Er machte abermals eine Pause.

    „…ein Leben in permanenter Angst… ist kein schönes Leben“, beendete er nun seinerseits in melancholischem Tonfall.

    „Dein Leben als Sklave?“, vermutete Saiy.

    Er schielte zu ihr hin. „Ja“, nickte er.

    Sie nickte ihrerseits schlicht als Antwort.

    Mehr wurde nicht zwischen ihnen gesprochen. Stille trat ein. Eine angenehme und etwas nachdenkliche Stille.

    „…uuunndd… du meinst wirklich, ich könnte Lorcan besiegen?“, fragte sie zögernd, aber doch schon deutlich selbstsicherer als zu Anfang.

    Er nickte. „Ja, das denke ich“, dann machte er eine kurze Pause und sprach anschließend, „weißt du Saiy… Ferres hatte mir mal eine sehr interessante Metapher gesagt. Er sagte, er selbst wäre der Schachspieler, der das Brett und das gesamte Spiel im Auge behält… und ich wäre der König, der schließlich Lorcan, den gegnerischen König, Schachmatt setzen würde.“

    Saiy sah neugierig zu ihm hin, worauf er hinaus wollte.

    „Allerdings hat Ferres einen sehr wichtigen Punkt bei seiner Metapher vergessen.“

    Die Schwarzhaarige legte nun sogar ihren Kopf in Neugierde schräg. „Und die wäre?“

    „Beim Schach ist nicht die wichtigste Figur der König. Sondern die Dame! Die Dame, die sich frei über das Spielfeld bewegen kann und somit von jeder Position aus angreifen kann. SIE ist die wichtigste Figur im Spiel.“

    Saiys Augen wurden groß, als sie verstand.

    „Du meinst…?“

    „Ja“, nickte ihr Vater bestimmt und ernst, schaute ihr intensiv in die Augen. „ich meine. Saiy, DU wirst Lorcan besiegen. Du hast das Zeug dazu. Du hast alles an Wissen und Fähigkeiten und Können was du benötigst. Ich habe dir alles beigebracht, was ich über Magie je gelernt oder in Erfahrung gebracht habe. Jede Technik, jede Art zu manipulieren… - alles! Und du selbst HAST das Geschick und das Können im Kampf. Und am wichtigsten: Du hast den WILLEN.

    Du hast den Willen deine damaligen Fehler wieder gut zumachen. Du hast den Willen Lorcan aufzuhalten. Du WILLST!“, sprach er intensiv, lächelte sie dann mit absoluter Siegessicherheit an, „die Dame wird Lorcan schlagen - nicht der König.“

    Abermals trat kurz Stille ein in der Saiy intensiv über die so eben gehörten Worte nachdachte. Dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck von ‚in Gedanken versunken‘ hin zu ‚entschlossen und intensiv‘.

    Sie hob den Kopf und sah ihren Vater direkt an. „Du meinst wirklich, damit kann ich einen Teil meiner damaligen Fehler wieder gut machen?“

    „Ja.“

    „Du meinst auch, dass ich wirklich das Zeug dazu habe, um gegen Lorcan siegen zu können?“

    „Ja, das meine ich.“

    „Gut! Dann mach ich‘s!“, sprach sie entschlossen und stand auf.

    Und vor ihm… vor ihm stand endlich eine neue Person… stand eine Saiy, wie er es sich für sie immer gewünscht hatte. Eine junge Frau, die absolutes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen ausstrahlte - ähnlich wie Venjanca damals - , doch mit Wärme, Mut und Entschlossenheit in ihren Augen. Ohne den Hass und die Wut, die Venjanca stets in ihrem Blick hatte. Eine junge Frau, die stark war. Stark genug war, um ihre Ziele zu erreichen und die darum wusste… die jedoch gleichzeitig nicht über Leichen gehen würde.

    So eine Saiy… dass seine Tochter zu so einer selbstbewussten, starken und mitfühlenden Frau werden würde… das hatte er sich für sie immer gewünscht.

    Und als er Saiy in ihr Gesicht sah, was absolutes Selbstbewusstsein und Entschlossenheit… was absolute Siegessicherheit zeigte… was Willen zeigte… war er sich sicher: Seine Tochter würde Lorcan Pannonia vom Thron stürzen.



    „…und das war also der Grund - oder vielmehr die Gründe - warum du wolltest, dass Saiy gegen ihn kämpft?“, fragte Ferres nach, nachdem er seine Geschichte beendet hatte, „hmm… verstehe.“

    Hina nickte schlicht, während sie beide weiterhin den Kampf beobachteten.

    Ohhh nice! Gut ausgewichen!, Saiy war so eben mit einem Rückwärtssalto einem waagerechten Axthieb Lorcans entkommen, nur um von der Luft aus bereits mit einer Eislanze anzugreifen.

    Lorcan durchschnitt mit seiner Axt die Lanze, dass sie harmlos zu Boden fiel.

    So beobachteten die beiden alten Männer immer noch den Kampf, der zu ihren Füßen, tief unter ihnen stattfand.


    „Hmm… ich verstehe zwar nun, warum du Saiy das Kämpfen überlässt, dennoch… muss ich nachfragen“, ergriff Ferres wieder das Wort, „hattest du nicht eigentlich noch eine Rechnung mit Lorcan offen? Wegen deinem verlorenen Kampf vor einem Jahr und der Hände und Füße, die er dir nahm? Und davon mal abgesehen… hatte ich gedacht du wolltest all die Zeit lang Lorcan auch besiegen, weil du dir selbst beweisen wolltest, dass du ahh… wie war dein Wortlaut noch? ‚Kein Nichtsnutz‘ und ‚kein Versager‘ wenn ich mich recht erinnere…, dass du ‚kein Versager‘ bist. Was ist daraus geworden?“

    Hina schaute weiterhin dem Kampf zu, während er antwortete:

    „Nun… den letzten Punkt bzgl. dass ich mir selbst etwas beweisen wollte… das habe ich bereits mit den Laurena-Raids erreicht. Dafür brauch ich Lorcan nicht mehr“, antwortete er gelassen und selbstbewusst, „des Weiteren die offene Rechnung? Hm…“, er zuckte mit den Schultern, „es gab nie ernsthaft eine ‚offene Rechnung‘. Ich hatte ihn zum Kampf herausgefordert, er hatte mich besiegt und damit hatte sich die Sache. Und der Punkt mit meinen Händen und Füßen, die ich wegen Lorcan verlor… nun… das hat sich dank der Prothesen, die du mitgebracht hattest und deinem ‚Geschenk für ein bisschen Glück’ ja nun auch erledigt.“

    Sie verfielen wieder in Schweigen, schauten lediglich dem Kampf zu.

    Während Hina beobachtete, wie seine Tochter kämpfte, erinnerte sich ein kleiner Teil seines Geistes zurück an den Besuch von Ferres von vor wenigen Stunden.


    Part 6, Teil 321: Ende

    N'Abend und willkommen in der Com. Zenitsusan


    Vorstellungspost im Coma-Bereich: 2x editiert

    Hmm... entweder du musstest Rechtschreibfehler ausmerzen (kenn ich) oder du hast dir 3-4x überlegt, was du genau posten willst.


    Ja... da ich nicht mehr wirklich aktiv poste (außer Schreibstube)... ich aber dennoch ab und an hier im Forum lurke und die Veränderungen in Nos beobachte... meld ich mich mal jetzt zur Begrüßung zu Wort... bevor du bereits ein halbes Jahr hier bei uns bist und das Willkommen dann längst zu spät ist.


    Also nochmal: Willkommen in der DE-Community. :grüßen:

    Er sah auf den Haarschopf seiner Tochter herab, die wieder ihren Kopf auf ihre Knie gebettet hatte, sah dann wieder direkt gerade aus vor sich her, legte seine Hände hinter sich aufs Bett und stützte mit diesen seinen Oberkörper. Er seufzte tief.

    „Weißt du Saiy… während ich mit dir zusammen - und mit anderen - gelevelt habe… ist mir vieles, sehr vieles durch den Kopf gegangen.“

    Er machte eine Pause und spürte in dieser Saiys Blick auf sich ruhen.

    „Mir sind… einige Dinge aufgefallen. Mir sind einige Dinge klar geworden. Allem voran… ob du es glaubst oder nicht, aber… ich bin ‚alt‘ geworden.“

    Er konnte Saiys „Was redest du d…“ anfänglichen Protest hören, doch fuhr er ihr sofort über den Mund.

    „Ich bin alt geworden. Körperlich mag ich immer noch so jung sein, wie vor 24 Jahren, aber… mental bin ich alt geworden. Ich passe nicht mehr in diese heutige Nostalezeit. Die heutigen Kämpfer… die heutige Jugend… sie haben so gänzlich andere Vorstellungen und Werte, als ich sie gelernt habe. Und das ist auch gut so… sollen sie ruhig haben. Jeden Generation hat ihre eigenen Wertvorstellungen. Das ist alles okay“, beschwichtigte er, „doch… ich selbst passe nicht mehr in diese Zeit. Dafür bin ich zu alt geworden. Mir fehlt der Drive… der Biss… den ich in meiner Jugend hatte. …und deswegen… deswegen würde es mir auch sehr, sehr schwer fallen Lorcan zu besiegen. Ich würde im Kampf nicht mehr absolut alles geben und noch über das letzte Quäntchen hinaus gehen. Und dieses letzte Quäntchen wäre es, was den entscheidenden Punkt im Kampf gegen Lorcan ausmachen würde. Warum ich… vermutlich doch verlieren würde.“

    Wieder machte er eine kurze Pause, fuhr dann fort.

    „Saiy… du aber hast dieses Quäntchen noch. Du hast noch den Drive und den Willen zu siegen. Du willst noch etwas in deinem Leben erreichen und vorwärts kommen“, sah er seine Tochter an.

    Saiys Augen wurden groß, sie hob den Kopf an. „Aber…! Du willst doch nicht wirklich sagen, ICH solle gegen…!“

    „Doch, genau das will ich damit sagen“, nickte er bestätigend.

    „Aber… aber das ist völlig verrückt!“, stritt sie, heftig mit dem Kopf schüttelnd, ab.

    „Nicht verrückt“, verneinte er lächelnd ihren Einwand, „es ist-…“

    „Und wie das verrückt ist!“, unterbrach sie ihn heftig, „wenn selbst DU ihn nicht besiegen kannst - der Sechste, der große Held Nostales - wie soll ICH ihn denn dann besiegen? Ich bin doch nur deine Tochter, die beim Versuch ihrem Vater nachzueifern kläglich gescheitert ist und obendrein so vielen Menschen so viel Leid und Kummer gebracht hat.“

    Diesmal war es Saiy, die eine Pause machte. Denn kaum war ihr kurzer Ausbruch vorüber, wurde ihre Stimmung wieder traurig und melancholisch… von Schuldgefühlen, die sich diesmal sichtbar in ihren Augen spiegelten, geplagt.

    „Es ist nicht verrückt“, widersprach er Kopf schüttelnd, „im Gegenteil… ich denke…“, holte er tief Luft, „dass dein gesamter, bisheriger Lebensweg dich genau hierhin geführt hat.“

    „Was… was genau meinst du?“, schüttelte sie verständnislos den Kopf, „willst du etwa sagen, dass so etwas wie ‚Schicksal‘ seine Finger im Spiel hatte?! Auch wenn wir vorher im Gasthaus drüber scherzhaft gesprochen hatten… aber: Ich glaub nicht an so etwas wie ‚Schicksal‘! Ich denke jeder Mensch ist für sein eigenes Schicksal verantwortlich!“

    Hina zuckte gelassen mit den Schultern. „Nenn es ‚Schicksal‘, nenn es ‚Gott‘… wie es dir beliebt“, zuckte er nochmal mit den Schultern, „ich jedenfalls glaube fest daran, dass ‚alles so gekommen ist, wie es hatte kommen sollen‘.“

    Er schwenkte seinen Blick und sah sie direkt an. Sie blickte schweigend zurück. Dann wand er wieder seinen Blick ab, sah geradeaus vor sich her und fuhrt fort:

    „Wir wissen, dass wir in einem Zeitkreis leben… ihn zu durchbrechen haben wir versucht… ich in dem ich bereits bei deinem Aufwachsen versuchte dir zu erklären und beizubringen, dass dein Vater nicht ‚das Böse schlechthin‘ ist. (Er hörte Saiy belustigt bei der Formulierung durch die Nase schnauben.) Und auch indem ich versuchte dich im Garten davon abzubringen in die Vergangenheit zu reisen. Doch… - egal was ich machte, es führte dennoch zum besagten Endergebnis. Der Stein aktivierte sich - ohne, dass wir bewusst etwas machten - und du verschwandst direkt vor meinen Augen.“

    Er machte eine kurze Atempause, sprach dann weiter,

    „Du versuchtest deinerseits den Zeitkreis zu durchbrechen in dem du überhaupt in die Vergangenheit reisen wolltest - zu erst, um deinen tot geglaubten Vater zu retten und dann um der ‚Hexe‘ in ihrem Eroberungszug zuvor zukommen. Doch schafftest auch du es nicht.. im entscheidenden Moment sagte dir irgendetwas unbewusstes, dass du dich von mir ‚besiegen lassen‘ MUSSTEST. Du entschiedest dich zwar bewusst dafür, aber du wusstest in jenem Moment unumstößlich: Ich MUSS das machen - und konntest nicht einmal erklären, warum du dieses Wissen hattest.

    …und deswegen… deswegen denke ich schon, dass ‚alles so gekommen ist, wie es hatte kommen sollen‘. Ich dachte schon damals - im Zimmer bei Mr. Haiming - , dass das Ganze einen Zweck oder Sinn haben muss. Und… jetzt denke ich, verstehe ich was dieser Zweck ist.“

    Saiy hob neugierig wieder ihren Kopf. „Und der wäre…?“

    „Ich denke es sollte dich hierauf vorbereiten - auf den Kampf mit Lorcan. Der Fakt, dass ich mittlerweile mental alt geworden bin und MIR das letzte Quäntchen, was den Kampf entscheiden wird, fehlt… bestärkt mich nur in meiner Sichtweise.“

    Als er zu ihr hinsah, runzelte seine Tochter ihre Stirn.

    „Saiy, glaub mir - als dein Vater -…. Ich sage das nicht einfach so, weil ich mich vor dem Kampf mit Lorcan scheue oder die Verantwortung an wen anderes abgeben will oder ähnliches. Glaub mir - wenn ich wüsste, dass ich ihn besiegen würde, würde ich sofort gegen ihn kämpfen und nicht meine TOCHTER ins Rennen schicken. Dafür ist dieser Mann viel zu gefährlich, als dass ich dir unter anderen Umständen auch nur erlauben würde, gegen ihn zu kämpfen.

    Doch…

    Doch ich denke, dass das wirklich das Beste für alle Beteiligten ist. Für die Bevölkerung Nostales, die endlich von diesem Tyrann befreit wird… und für dich ebenso.“

    „Für mich?“, schaute sie überrascht aus, „wieso für MICH?“

    „Saiy… du wolltest immer der Welt zeigen, dass du deine eigene Person bist und genauso großartig - nein, sogar BESSER - sein kannst, als ich es je zu meiner Blütezeit gewesen war. Du wolltest immer der Welt - und dir selbst - beweisen, dass du MEHR bist als nur ‚Hina Sakamotos Tochter‘.“

    Sie senkte ihren Blick und schwieg. In ihrem Gesicht war jedoch deutlich abzulesen, dass ihr Vater mit seinen Worten recht hatte.

    „DAS hier ist nun deine Chance. (Sie sah auf und ihn an, er schwenkte bezeichnend seinen Arm nach Außen.) DAS hier ist DEINE Chance… der Kampf mit Lorcan. Nutze sie.“

    „Aber…“, blickte sie noch immer zögernd.

    „Ich weiß, dass du Schuldgefühle hast Saiy. Ja, du hast Fehler begangen. Und ich sage dir auch nicht, dass du KEINE Schuldgefühle haben sollst. Im Gegenteil… hättest du keine, wäre ich viel mehr erschüttert. Denn die Tatsache, dass du dich schuldig fühlst… zeigt, dass dir bewusst ist, was du getan hast und es dir Leid tut. Aber wenn du dich wirklich schuldig fühlst… dann bestraf dich nicht permanent selbst - sondern sieh zu, dass du den Fehler nicht wieder begehst! Du weißt wie es ist als Herrscher, wie es ist als ‚die Hexe, die Nostale bedrohte‘ in die Geschichtsbücher einzugehen.

    (Er sah wie sie kurz bei den Worten zusammenzuckte. Er hatte eindeutig einen Nerv getroffen.)

    Und du weißt ebenso, dass Nostale KEINEN Herrscher, wie Lorcan Pannonia einer ist, braucht!“


    Part 6, Teil 320: Ende

    Ein paar Stunden zuvor…


    Hina saß auf der Bettkante in seinem Hotelzimmer, die Ellenbogen auf den Oberschenkeln abgelegt und die Finger verschränkt, stützte er mit ihnen sein Kinn und starrte ins Nichts. Im Hintergrund hörte er, wie Saiy sich gerade im Bad ankleidete - sie war unter der Dusche gewesen.

    Es war ca. 8.30 Uhr morgens… und der Tag an dem der Kampf mit Lorcan stattfinden sollte. Er hatte mit diesem Monster ein Treffen am Nachmittag organisiert… und er war sich sicher, dass sich Lorcan einen Kampf, der sogar mit einem Herausforderungsschreiben angefragt war, nicht ablehnen würde. Oh nein, garantiert nicht. Dafür war Lorcan zu heiß auf einen ‚guten Kampf‘. Und wenn er nach so langer Zeit endlich wieder einen Kämpfer fand, der sich ihm FREIWILLIG stellte und ihm dafür extra ein Herausforderungsschreiben schickte… nein, Lorcan würde diesen Kampf garantiert nicht ausschlagen.

    Hina atmete tief durch…, im Bad hörte er, wie Saiy irgendetwas auf die Ablage beim Waschbecken hinlegte und anschließend öffnete sich die Badtür und Saiy trat in den Raum, …soweit so gut. Er hatte soweit nun alles eingefädelt… er hoffte nur, dass sein Plan - oder vielmehr seine Idee für den Sieg – funktionierte.

    „Dad?“, hörte er Saiy rufen und er drehte seinen Kopf zu ihr, sie war angezogen und löste so eben das Handtuch um ihre Haare, nur um sich mit diesem die Haare weiter abzutrocknen, „bist du sehr nervös wegen des bevorstehenden Kampfes?“, schielte sie durch ihre Haare zu ihm hin. Ihr Blick war besorgt.

    Statt auf ihre Frage einzugehen, ließ er lieber seinen Blick über ihre Gestalt gleiten. Ihre Augen… sie wirkten ‚alt‘. Das war die beste Beschreibung, die er geben konnte. Blickte er in ihre Augen, so wirkten sie nicht, wie die jungen, hoffnungsvollen Augen einer 29 Jährigen… sondern… sie wirkten müde und alt. Ihre Augenringe, die sie hatte und die sie sonst immer mit Schminke verdeckte - nun nach dem Duschen aber deutlich sichtbar waren - verstärkten den Eindruck.

    Ihre Kleidung bestand - wie bereits gefühlt seit einer halben Ewigkeit - aus schwarzer Kleidung. Sie trug einen simplen Pullover mit V-Ausschnitt, dazu Jeans und Socken. Ihre Nägel waren noch immer vom Vortag schwarz lackiert. Alles… alles war schwarz… ihre Kleidung, ihr Haar, ihre Nägel… und - auch wenn sie sie derzeit nicht trug - ihre Schminke.

    „Du hast immer noch Schuldgefühle, hm?“, fragte er ruhig, fast schon sanft nach, ohne auf ihre vorherige Frage eingegangen zu sein.

    Saiy hielt abrupt in der rubbelnden Bewegung, um sich ihre Haare zu trocknen, inne. Ihre langen Haare verdeckten ihr Gesicht, doch brauchte Hina nicht ihre Augen sehen, um zu wissen was in seiner Tochter vorging.

    „Ich… ja“, antwortete sie zögernd. Schließlich hörte sie auf sich vorzubeugen, richtete sich gerade auf und nahm dabei das Handtuch runter. Sie sah ihn direkt an, schwieg aber.

    „Deswegen trägst du auch immer noch schwarz“, äußerte er, in nach wie vor ruhigem Ton, seine Beobachtung, „zuvor… in der Vergangenheit war es, weil du getrauert hast. Getrauert, um ein Aufwachsen, das du nie erleben durftest… getrauert, um einen Vater, der - deinem damaligen Wissensstand nach - nie für dich und deine Mutter da war, obwohl er den Kampf überlebt hatte… getrauert, um… um ein ‚Was wäre wenn‘… um ein Leben, das hätte sein können… aber nie war.“

    Stille trat ein… Saiy sah ihn nach wie vor einfach nur an, sie rang mit sich, ob sie emotional dicht machen sollte - Abstand halten - oder ob sie sich auf diese Unterhaltung - und der Konfrontation - einlassen sollte.

    Er erwiderte ihren Blick mit stillem Verständnis in den Augen.

    „Und heutzutage trägst du schwarz“, fuhr er fort, „weil du Schuldgefühle hast wegen dem was du in der Vergangenheit getan hast und du dich mit der Kleidung - mit dem Style - Venjancas permanent an deine Vergehen erinnern willst. Und durch das ständige Erinnern, willst du dich selbst bestrafen für das was du getan hast.“

    Immer noch sah sie ihn still an, dann ließ sie den Kopf kurz hängen und seufzte. Anschließend hob sie den Kopf wieder und sah so müde, enttäuscht und gebeutelt aus.

    Sie lächelte ihn traurig an. „Du kennst mich einfach zu gut, Dad.“

    Dann legte sie das Handtuch neben sich auf den Tisch und ging zu ihm rüber zum Bett, setzte sich auf den Fußboden neben seinen Beinen, lehnte ihren Rücken am Bett an, winkelte ihre Beine an und legte ihre Hände auf die Knie ab, starrte zur Zimmerdecke mit leerem Blick.

    „Weißt du… es ist schon eigenartig… da will man eigentlich was gutes bewirken… aber es führt zum genauen Gegenteil. Und obwohl man bereits während man den Pfad beschreitet ahnt, dass es der falsche Weg ist… redet man sich ein, dass man im Recht ist und es keinen anderen Weg gibt. …einfach, weil man sonst nicht mehr mit sich selbst und seinen Taten leben könnte“, sie machte eine kurze Pause, „…und dann stellt sich am Ende raus, dass es alles umsonst war und man selbst nur ein Spielball des Schicksals. …und rückgängig kann man seine Taten auch nicht mehr machen…“

    Während sie sprach stiegen ihr Tränen in die Augen, mit brüchiger Stimme stieß sie die nächsten Worte hervor.

    „…Ich… ich war damals so dumm. So unendlich dumm! Hätte ich doch nur damals auf dich gehört. Du hattest Recht gehabt… in die Vergangenheit zu reisen hat nur zu Leid und Kummer geführt. …für alle Beteiligten… für mein jüngeres Ich, für dich, für Mom, für meine Tanten und Onkel… und für die Bevölkerung Nostales.“

    Sie beugte sich mit dem Oberkörper vor, legte ihre Arme verschränkt auf ihre Knie und bettete ihre Wange auf ihre Unterarme, ihr Gesicht zu ihm gewandt. Still flossen ihr Tränen über ihr Gesicht.

    „So dumm…“, wiederholte sie die Worte nochmals, diesmal murmelnd, mehr zu sich selbst sprechend, als zu ihrem Vater.

    „Saiy…“, sprach Hina seine Tochter an, „du weißt, dass ich dir bereits damals vergeben habe? Und falls du es nicht weißt, dann sage ich es dir jetzt: Ich vergebe dir.“

    „Danke Dad…“, nahm sie den Kopf von den Knien und wischte sich mit den Handballen die Tränen vom Gesicht, „aber das bringt nichts. Das Gleiche hast du mir damals schon im Zimmer von dem Gastwirt gesagt. …und Schuldgefühle habe ich trotzdem immer noch. Heh… wäre ja auch wirklich simpel, wenn man mit einem einfachen ‚Ich vergebe dir‘ sich von der Schuld freisprechen könnte.“

    Diese Worte von Saiy bestätigten Hina in seiner Beobachtung, die er während sie gemeinsam levelten getätigt hatte: Saiy brauchte eine andere Art von Vergebung.


    Part 6, Teil 319: Ende